THESEN zur BILDKUNST

  1. Die gegenstandlose Kunst ist gegenstandslos

  2. Gegenständlich ist, was im Gehirn des Betrachters das Bild eines Objekts entstehen läßt.

  3. Für ein Stück Bildkunst ist ein Mindestinformationsgehalt notwendig*.

  4. Da der Informationsgehalt eines Bildes endlich ist, ist eine maschinelle Kunst prinzipiell möglich: Künstliche Kunst wäre aber wahrscheinlich langweilig.

  5. Wenn man sich auf die wenigen wesenlichen Gegenstände/Objekte beschränkt, stecken die Erfindungsmöglichkeiten in der Darstellungsweise, im „Stil“.

  6. Man muss damit rechnen, daß es nur endlich viele Stile gibt. Es ist möglich, daß von allen denkbaren Stilen bereits die meisten erfunden wurden (nicht wenige davon allein von Pablo Picasso).

  7. In der Gegenwart zwingt das Prinzip der Corporate Identity (Wiedererkennungswert) die Künstler dazu, „ihren“ Stil zu (er)finden, und daran für den Rest des Lebens zu kleben.

  8. Der Künstler, der sich diesem Zwang nicht unterwirft, kann jederzeit zwischen Bewahren und Verändern/Weiterführen und neu Erfinden wählen – er hat damit mehr Freiheit als der Wissenschaftler.

* Manchmal besteht der Informationsgehalt in der Differenz zur Erwartung des Betrachters. Eine völlig weiße Fläche in einem Bilderrahmen wirkt aber nur einmal – wie des Kaiser’s neue Kleider.

(Gatersleben, 2003)

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